Weshalb nach fünf historischen ein moderner Roman?

Historische Romane zu schreiben bedeutet Recherchearbeit und historisches Kombinieren. Jedes Detail auf der Strasse, in den Häusern, im Alltag und im grossen Geschehen der Schweiz und Europas oder der Welt muss sorgfältig abgeklärt werden, ehe man zu schreiben beginnt. Das ist für mich als Historikerin zwar interessant, und mit meinen Romanen erreiche ich das Ziel, Geschichte spannend und kurzweilig zu vermitteln. Aber spontane Gedanken, Begegnungen im Alltag, Erinnerungsblitze von heute und gestern haben in einem historischen Roman nicht den Bruchteil des Platzes, den sie in einem zeitgeschichtlichen Roman einnehmen können. Mein erster Roman, der in der Jetztzeit spielt, im Sommer und Herbst 2016, lässt mir all diese Freiheiten. «Zürcher Machtspiele» in nah an der Schweizer Politik, an den gesellschaftlichen Problemen und Möglichkeiten, ich kann spontan Gedanken, Erinnerungsblitze, Beobachtungen und Kritik einfliessen lassen. Auch viel Biografisches. Martina Iten, die Redaktorin der «Wochenpresse», steht wie ich mit einem Fuss in Zürich und mit einem in Rom. Wenn es einen dritten gäbe, so stünde der in Buonas am Zugersee. Wie ich vor fünfzehn Jahren muss Martina sich mit plötzlicher Arbeitslosigkeit auseinandersetzen und den ganzen Leidensweg einer engagierten, produktiven Berufstätigen gehen, die einen einzigen Fehler hat: Sie ist nicht mehr fünfunddreissig. Den roten Faden des Romans, die Jagd nach einem Anlagebetrüger mit undurchsichtigen Helfershelfern, ist Fantasie, und doch gibt es da gewisse Parallelen zum wirklichen Leben. Meine Freiheit im modernen Roman besteht auch darin, dass die Handlung nicht historischen Gleisen folgen muss, sondern von mir angesiedelt werden kann, wo es für mich am schönsten und spannendsten ist und wo ich mich wie in meinen Hosentaschen auskenne: in Zürich, am Zugersee und in Italien.