Der goldene Fluss - Inhalt

Ita reist im Jahr 1029 von Kirchberg bei Ulm in den Zürichgau, um den Reichenauer Abteivogt Manegold zu heiraten. Nur ein Familienmitglied kennt sie bis jetzt, Eberhard, den vierzehnjährigen Bruder des unbekannten Bräutigams. Er hatte den Brautwerber nach Kirchberg begleitet. Als Ita beim fremden Bräutigam ankommt, ist alles anders. Manegold ist nicht wie Eberhard. Und sein Vater, Graf im Zürichgau, hat das Einsiedler Königskloster in Brand gesteckt und dabei sein Leben verloren. In der Schlacht im Schwarzwald gegen den aufständischen Herzog Ernst sterben im nächsten Jahr Manegold und sein Bruder Burkhard als Heerführer des Kaisers. Ita wird als Gast in der Zürcher Abtei von Felix und Regula (Fraumünster) einquartiert.

Von der mächtigen Familie, deren Ahnen einst Herzöge von Schwaben waren, bleiben nur der fünfzehnjährige Eberhard und seine Mutter übrig. Getrieben von einem Gelübde, baut Eberhard Schritt für Schritt die Macht der Familie wieder auf und errichtet nördlich des Bodensees die Nellenburg.

Nellenburg Nellenburg Autorin
Oberamtsrat Johann Nepomuk Raiser 
fertigte diese  Zeichnung der Nellenburg 
um 1800 an. Der Abbruch der Burg war 
schon um 1782/1783 auf Anordnungder österreichischen Regierung erfolgt.
Quelle: "Römer, Ritter, Regenpfeifer", 
Fredy Meyer (Hrsg.)
Autorin vor der Ruine Nellenburg bei Stockach

Mit 18 Jahren wird er Graf vom Zürichgau. Damit die Familie überleben kann, muss er sich nach einer reichen Frau mit Verbindungen umsehen. Die Wahl fällt auf Ita von Kirchberg, seine heimliche Knabenliebe. Die Zerstörung seiner Familie hat sich jedoch so tief in Eberhards Seele eingeprägt, dass er sich gegen Ita verschließt. Die erste Zeit der Ehe ist überschattet von Eberhards hartem Kampf ums Überleben. Nach dem Tod ihres ersten Kindes verwandelt sich das gegenseitige Mitgefühl in Zärtlichkeit und schliesslich in eine leidenschaftliche Liebe, die Ita und Eberhard das ganze Leben lang verbindet. Die steinernen Grabplatten im Klostermuseum Allerheiligen in Schaffhausen sind Zeugen ihrer Verbundenheit und ihres gemeinsamen Kampfes um Familienehre und Reichtum.

Als sich Eberhards Hoffnung um das Herzogtum Schwaben zerschlägt, wendet er sich Schaffhausen zu, einem verschlafenen Fischerort, dem der aufblühende Fernhandel nach dem Jahr 1000 zum Schicksal wird. Eberhard gelingt es, am Rheinfall ein für das Mittelalter einzigartiges Wirtschaftswunder zu inszenieren. In Schaffhausen gibt es die einzige Furt über den Rhein, und die Handelsware, die mit Schiffen vom Norden und vom Süden her kommt, muss umgeladen, eingelagert, auf dem Landweg um den Rheinfall herum transportiert werden.

Zusammen mit Ita, die in der Fraumünsterabtei in Zürich lesen und schreiben gelernt hat, kontrolliert Eberhard die wirtschaftliche Entwicklung Schaffhausens und häuft dank Gebühren, Zöllen, Gerichtsrechten, der Aufsicht über sicheres Geleit und Strassenpflege großen Reichtum an. Er schickt auch eigene Handelsreisende in die Lombardei. Seine Stadt bekommt einen Markt, das Münzrecht und schliesslich die grösste denkbare Machtbasis des Mittelalters: Allerheiligen, Eberhards Eigenkloster.

Immer wieder treffen Eberhard und Ita Rückschläge, sie müssen mit Hochwasser, mit Überfällen und geflüchteten Hörigen kämpfen. Und da ist der mysteriöse Abt Bern von der Reichenau, der Eberhards Macht bekämpft. Erst nach langem Suchen und nach vielen Jahren kommt Eberhard dem Geheimnis von Berns versiegelten Lippen auf die Spur und erfährt, wer der mächtige Mann im Dunkel ist, der seinen Aufstieg im Herzogtum Schwaben behindert hat.

Als Eberhards Verbündete, Freunde und Feinde steigen die grossen mittelalterlichen Adelsfamilien im Süden des Herzogtums Schwaben aus dem Nebel der Geschichte auf: die Kyburger, Zähringer, Lenzburger, Habsburger.