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Nordwestbrise - Historische * und andere Personen des Romans

Karl Martell (688-741), der spätere Grossvater Karls des Grossen, war ein fränkischer Hausmeier der Merowingerkönige im Frankenreich in dem es zur Zeit der Romanhandlung keinen König mehr gab. Fast die ganze Macht lag in der Hand Karl Martells, der zur Festigung der Zentralgewalt auch die Stellung einzelner Herzöge im Reich schwächen wollte. Der alemannische Herzog Teudbald in Schwaben und sein Bruder, Herzog Odilo in Bayern, lehnten sich gegen diese Entwicklung auf und zettelten Revolten an.

Karl Martell Karl Martell                                    Pippin Pippin der Jüngere

Karlmann* (708-754) und Pippin (714-768) waren die beiden Söhne Karl Martells und gelangten nach dessen Tod 741 gemeinsam an die Macht. Der ältere Sohn Karlmann erhielt den Osten des Frankenreichs, zu dem auch Alemannien respektive Schwaben gehörte, der jüngere, Pippin, bekam den Westen. Die Brüder kämpften abwechslungsweise gegen die aufständischen Alemannen unter Herzog Teudbald. Die Revolten fanden 746 in der Schlacht von Cannstatt ein Ende.  

Kurz nach dem Gerichtstag von Cannstatt überliess Karlmann seinem Bruder Pippin die Herrschaft über das Frankenreich. Er ging nach Italien, um in Monte Cassino Benediktinermönch zu werden. Auf dem Weg nach dem Süden kam er in St. Gallen vorbei. Karlmann schenkte Abt Otmar Silber für den Kauf neuer Ländereien, ein Versuch, auch das Kloster an die neue Herrschaft zu binden. Pippin machte dem Schattenkönigtum der Merowinger ein Ende, liess sich 751 selbst zum König wählen und ebnete so den Weg für seinen Sohn und Nachfolger Karl den Grossen.

 

Teudbald*  (708-746), Herzog von Alemannien, musste miterleben, wie Karl Martell das bisher nur locker an das Frankenreich angebundene Alemannien unterwarf. Er lehnte sich mit einem kleinen Heer gegen Karl Martell und später gegen dessen Söhne Karlmann und Pippin auf.  

 

Otmar*  (689-759), Abt des Klosters St. Gallen, spielte in der Zeit der Unterwerfung Alemanniens unter das fränkische Merowingerreich eine wichtige moralische Rolle. Otmar war Alemanne, vermutlich aus Arbon. Der Adlige Waldram aus Arbon (er hatte fränkisches und alemannisches Blut), der Otmar 719 als Abt eingesetzt hatte und seither das Kloster förderte, war dem Abt genauso verbunden wie andere mächtige Alemannen, etwa die Beata-Landolt-Sippe mit Stammsitz bei Uznach und auf der Lützelau am oberen Zürichsee. Otmar  war ein umsichtiger, aufopfernder, asketischer Abt. Er erbaute ein Klosterspital, er half Armen und Vertriebenen, die nach Angriffen der Franken ins Steinachtal flüchteten. Otmar handelte klug und weitsichtig. Diplomatisch und opportunistisch war er nie aus Eigennutz, sondern im Interesse seines Klosters. Er diente allen Herren und macht sich alle zunutze. Er pflegte ein freundschaftliches Verhältnis mit den alemannischen Grossen, aber er liess die Fäden zu Karl Martell und dessen Söhnen nie abreissen und behandelte sie mit Respekt. 

Otmar

Abt Otmar von St. Gallen

Stephanus, Mönch in St. Gallen. Bekannt ist, dass um 740 fünfzig bis sechzig Mönche im Kloster lebten, die teilweise auch ausgeschickt wurden, um anderswo Kirchen aufzubauen. Einer von ihnen hiess Stephanus  

 

Otpert von Arbon, freier Alemanne. Im Thurgauer Urkundenbuch (TUB) I sind ein Otpert und Orte namens Utinishusun und Otperteswilare (im Roman Utinishusen und Otpertswil) erwähnt. Das ältere Utinishusun lag laut «Thurgauer Beiträge zur Geschichte» seewärts in den tiefer gelegenen Zonen des Hinterlandes von Arbon, während «die jüngere Ausbausiedlung Otperteswilare in die noch kaum besiedelten Hügelzonen gegen Westen hin vorgeschoben war».

 

Wolfgang, Waldo, Utalind und Utina, Otperts Kinder  

Waldram* (690-740) war der Urenkel des Kämmerers Talto, der vom Merowingerkönig Dagobert im Arbongau als Tribun eingesetzt und mit Ländereien beschenkt worden war. Waldram wohnte in Arbon, war begütert in Romanshorn und hatte dort eine Eigenkirche. Erwähnt ist er in «Thurgauer Beiträge zur Geschichte» und online im alemannischen Wikipedia.

 

Waldbert*, (710-747) Waldrams Sohn  

Titrich, fränkischer Befehlshaber in Arbon  

Hugo, Titrichs Sohn  

Pebo*, Petto*, Bertrich* und Erich* wirkten laut der «Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit» als Grafen im Thurgau. Im Reichenauer Verbrüderungsbuch sind die vier nebeneinander als Grafen aufgeführt, und in einer St. Galler Urkunde steht, dass sie Brüder waren. Pebo ist von 741 bis 743 urkundlich erwähnt als Graf im Thurgau. Er war möglicherweise ein Schwager von Beata und gehörte einer begüterten alemannischen Familie an, die Ländereien im Thurgau und im Zürichgau besass. Die vier Brüder standen auf antikarolingischer Seite, als im Merowingerreich die Vorfahren Karls des Grossen, die Hausmeier Karl Martell, Karlmann und Pippin die Macht übernahmen und Alemannien (Schwaben) näher an sich binden wollten. Pebo, Petto und Bertrich tauchten nach 747 nicht mehr in Urkunden auf. Es wird angenommen, dass sie nach Cannstatt enteignet und getötet wurden. Nur Erich überlebte Schlacht und Gericht von Cannstatt.  

Beata (?-744) war Grossgrundbesitzerin im Zürichgau. Laut einer St. Galler Urkunde und laut Hans Schnyder in «Adel und Kirche Südalamanniens im 8. Jahrhundert» stiftete Beata am 29. November 741 ein Eigenkloster auf der Insel Lützelau im oberen Zürichsee, wo sie zusammen mit ihrer Mutter Ata und anderen Gottesdienerinnen auch verweilte. Begütert war Beata vor allem im Gebiet des oberen Zürichsees. Eine andere St. Galler Urkunde bezeugt, dass Beata am 9. November 744 Besitzungen an das Kloster verkaufte, um mit dem Erlös eine Romreise zu finanzieren. Beata hatte als Frau ungewöhnlichen Reichtum und ungewöhnliche Eigenständigkeit und gesellschaftliche Bedeutung. Beweis dieser grossen Macht auch innerhalb der eigenen Familie ist, dass Beata die Urkunden in der Ichform schreibt, sich in der Einleitung als Tochter Reginberts bezeichnet, obwohl ihr Ehemann Landolt auch erwähnt wird, und dass Beata und viele Zeugen unterschreiben, jedoch nicht ihr Ehemann.  

Beata-Landolt-Familie, Besitzungen

Landolt oder Landold*  (?-744) war Beatas Mann und besass Ländereien vor allem zwischen Töss und Glatt, um Illnau und Effretikon. Laut Hans Schnyder nahmen Landolt und Beata eine antifränkische Haltung ein. Mit der Niederlage des alemannischen Herzogs Teudbald wurde auch das Schicksal seiner treuen Anhängerfamilie besiegelt: Beata verkaufte die Lützelau, und Landolt begleitete sie auf ihrer Reise nach Rom, wo die beiden den Papst um Intervention bitten wollten. Sie kehrten nie von ihrer Reise zurück, vermutlich kamen sie unterwegs ums Leben.  

Lantbert , Beatas und Landolts Sohn, gelang es im letzten Moment – laut St. Galler Urkunde am 10. September 745 – das gesamte Familienerbe dem Kloster St. Gallen zu schenken und so dem fränkischen Zugriff zu entziehen.  Danach trat Lantbert selber als Mönch ins Kloster ein.